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Hintergrundlöschwerkzeug (Precision Background Eraser) heisst in Paint Shop Pro 9 (PSP9) das Mittel der Wahl um ein Motiv freizustellen!
Es befindet sich in der Werkzeugleiste in einer Gruppe mit dem normalen Löschwerkzeug) und verfügt über eine ganze Reihe von Optionen (s.u.).
Zunächst sollte man generell alle Werte auf die Standardwerte zurücksetzen. Das geht via Voreinstellungen -
Ausserdem sollte man generell die Werkzeugumrisse immer anzeigen lassen
(Datei - Einstellungen - Allgemeine Einstellungen - Anzeige und Zwischenspeichern - Pinselumrisse anzeigen)
Prinzipielle Vorgehensweise
- Man hält sich mit dem Mittelpunkt des Werkzeugs immer über dem Hintergrund, überlappt dabei aber mit den Umrissen des Werkzeugs (Rand) leicht den (freizustellenden) Vordergrund
- Bewegt man das Werkzeug mit gedrückter linker Maustaste, analysiert die Mitte des Werkzeugs laufend den Hintergrund (Farbe unter dem Zentrum) - diese und ähnliche Farben des Hintergrunds werden innerhalb des Werkzeugumrisses entfernt (transparent)
- Wichtig dabei ist, dass das Zentrum des Werkzeugs nie mit dem Objektrand in Berührung kommt bzw. ohne Änderungen an Parametern über Objekt-Ähnliche Farben gerät...
- Man fährt nun auf diese Weise einfach einmal rund um das freizustellende Objekt und schafft damit einen transparenten Rand rund um das Objekt
- Drückt man neben der linken Maustaste gleichzeitig die Leertaste (PSP X: Backspace), wird ohne Hintergrundprüfung gelöscht - das Werkzeug arbeitet dann wie das normale Löschwerkzeug
- Tatsächlich wandelt das Hintergrundlöschwerkzeug partiell bestimmte Farben nach Transparenz. Zusätzlich werden lfd. die Farben überprüft, ob Vorder- und Hintergrundfarben gemischt sind - in dem Fall wird die Hintergrundfarbe (i.d.R. an den Grenzflächen des Objekts) herausgerechnet (color unmixing), so dass nur die Vordergrund (Objekt-) Farbe bleibt (um allzu scharfe Kanten zu verhindern).
Tipp:
- Während einer Sitzung des Werkzeugs werden die gelöschten Bildinhalte zwischengespeichert (wenn man nicht die Leertaste für unkontrolliertes löschen drückt)
- Arbeitet man anschliessend an derselben Stelle mit der rechten Maustaste, werden die Farbinformationen wieder hergestellt
- Allerdings stellt das Werkzeug aufgrund seiner Arbeitsweise stets weniger her, als es anfangs gelöscht hat!
Das lässt sich z.B. ausnutzen, wenn sich die Farbinformationen zwischen Vordergrund (Motiv) und Hintergrund stark gleichen.
- In dem Fall löscht man zunächst so gut es geht den Hintegrund (dabei gehen evtl. Informationen des Motivs mit verloren)
- Anschliessend fährt man (rechte Maustaste gedrückt) mit dem Mittelpunkt des Werkzeugs über die Motivkante (also diesmal nicht über den Hintergrund!) - oft erscheint jetzt die Kante, ohne dass aber der störende Hintergrund ebenfalls mit restauriert wird!
Optionen des Hintergrundlöschwerkzeugs
Wie oben beschrieben, sollte man zunächst mit den Standardwerten arbeiten.
Auswählen der passenden Werkzeuggröße
Im Prinzip kann man das Werkzeug möglichst gross wählen - Ausnahme wäre, wenn sich im Hauptmotiv ähnliche Farbflächen wie im Hintergrund befinden (würden bei Abdeckung mit dem Werkzeugumriss u.U. mitgelöscht)
Genauso sollte man das Werkzeug ggf. verkleinern, um mit dem Mittelpunkt des Werkzeugs wirklich exakt die unmittelbar angrenzende Hintergrundfarbe zu sampeln.
Fast jede Größe funktioniert, wenn die Trannfläche scharfe (kontrastreiche) Kanten hat. Hat man eher einen Farbverlauf, sollte man das Werkzeug eher etwas größer wählen (damit der Mittelpunkt wirklich nur die reine Hintergrundfarbe sampelt, aber der Werkzeugumfang noch über den Rand des Motivs reicht)
Auswählen der passenden Härte
Generell sollte man die Härte immer auf 100 lassen.
Ausnahme von dieser Regel: Nur wenn tatsächlich keine Unterschiede zwischen Vorder- und Hintergrundfarbe erkennbar sind (z.B. zulaufende Schatten) und das Hintergrundlöschwerkzeug somit nicht automatisch arbeiten kann sollte man die Härte leicht verringern und ohne sampeln des Hintergrundes (Leertaste, s.o.) selbst den Hintergrund löschen. Durch die geringere Härte bekommt man einen weicheren (natürlicheren) Übergang.
Auswählen der Schrittgröße
Die Schrittgröße steuert, wie oft das Werkzeug die Farben unter dem Mittelpunkt (neu) analysiert.
Kleinere Werte (als die default-5) machen das Werkzeug noch langsamer (aber auch genauer).
Größere Werte (etwa bis 10 maximal) könnte man wählen, wenn die Hintergrundfarben kaum oder nur sehr langsam divergieren (z.B. unifarbener Hintergrund) - oder bei einem sehr langsamen Rechner (dann auch eher mit kleinerem Durchmesser arbeiten).
Toleranz
Am effektivsten arbeitet das Werkzeug, wenn
Autom. Toleranz ausgewählt ist (default, dabei ist
Toleranz ausgegraut, zeigt aber lfd. die autom. ermittelten Werte des samplings an!).
Will man unbedingt manuell arbeiten, sind die zuletzt angezeigten Werte möglicherweise ein guter Startpunkt.
Toleranz: Bestimmt, wie genau die ausgewählten Pixel (gesamter Werkzeugumriss) mit dem Vorgabepixel (Mittelpunkt) übereinstimmen müssen. Der Bereich liegt zwischen 0 und 200, wobei kleinere Werte nur Pixel löschen, deren Farbe der angegebenen sehr ähnlich ist.
Schärfe
Bestimmt, wie (stark) das Werkzeug die Kanten (Unterschied Vordergrund- zu Hintergrundfarbe) interpretiert. Bei ganz scharfen Kanten auf 70 (default) lassen. Bei nicht so kontraststarken, soften Übergängen vorischtig (bis auf 30) herabsetzen.
Sampling
Bestimmt, wie das Werkzeug die Pixel zum Löschen aussucht:
- Einmalig - Sampelt den Mittelpunkt des Pinsels an der Stelle, an der man zuerst klickt, und löscht für diesen Pinselstrich alle Pixel mit der entsprechenden Farbe
- Kontinuierlich (default) - Sampelt den Mittelpunkt des Pinsels bei jedem Schritt und löscht alle Pixel mit der entsprechenden Farbe.
Wohl eher für Grafiken als Fotos gedacht:
- Hintergrund - Löscht alle Pixel, die der aktuellen Hintergrundfarbe in der Materialpalette entsprechen, anstatt die Farbe dem Bild zu entnehmen.
- Vordergrund - Löscht alle Pixel, die der aktuellen Vordergrundfarbe in der Materialpalette entsprechen, anstatt die Farbe dem Bild zu entnehmen.
Grenzwerte
Bestimmt, ob gelöschte Pixel nebeneinander liegen müssen:
- Nicht zusammenhängend - Löscht alle Pixel, über die das Werkzeug gezogen wird und die den gesampelten Pixeln entsprechen, auch wenn sie nicht nebeneinander liegen. Verwenden kann man diesen Modus in Bildern, in denen der Hintergrund durch Löcher (im Motiv) sichtbar ist.
- Zusammenhängend (default) - Löscht nur nebeneinander liegende Pixel, die den gesampelten Pixeln entsprechen. Verwenden kann man diesen Modus, wenn die Hintergrundpixel ähnliche Farben wie die Kanten der Objekte haben.
- Kanten suchen - Versucht (zusätzlich zu reinen Farbunterschieden) Kanten zu finden. Erzeugt aber u.U. recht scharfe/harte Übergänge
Helligkeit ignorieren
Ist nur dann zu nutzen, wenn sich die Farben zwischen Vorder- und Hintergrund
sehr stark ähneln
Problembilder
es wird zuviel gelöscht
- evtl. prüfen, ob man nicht noch etwas Kontrast aus dem Bild herauskitzeln kann (Tonwerte, schärfen)
- evtl. Find_Edges (Grenzwerte) ausprobieren
- evtl. die Schärfe erhöhen
- evtl. (s.o.) mit der rechten Maustaste Motivteile zurückholen
- evtl. in diesen Bereichen manuell arbeiten (Leertaste)
es wird zu wenig gelöscht
- evtl. ist das Bild zu stark geschärft
- evtl. die Schärfe herabsetzen
Tipps
- Der Grad der Überlappung zur Kontur ist abhängig von den Einstellungen - man merkt recht schnell, wie ''nah'' man der Kontur kommen darf, bevor Details gelöscht werden und nicht nur der Hintergrund (Tipp: Öfter absetzen, Funktion rückgängig...).
- Evtl. probiert man zunächst mit verschiedenen Einstellungen der Toleranzgrenzen. Prinzipiell wie gesagt eher automatisch - bei ganz feinen Details kommt man aber u.U. besser mit einem festen Wert zurecht.
- Oft absetzen (Rückgängig- Funktion benutzen)
- Größe des Werkzeugs nur reduzieren für feine Details, evtl. erst in einem zweiten Durchgang bei höherer Vergrößerung
- Nur die unmittelbaren Konturen mit dem Hintergrundlöschwerkzeug bearbeiten. Bis zum Bildrand dann mit dem normalen Radierer
- Bei ganz unkritischem (Farbe kommt im Motiv selbst nicht vor) unifarbenen Hintergrund den Umfang des Werkzeugs ruhig sehr gross wählen, Härte auf 50, hohe Toleranz (230) setzen, niedrige Schärfe (um die 15), Sampling auf ''einmalig'', Grenzwerte ''nicht zusammenhängend''. Beim ersten Klick in den Hintergrund wirklich darauf achten, nur die Hintergrundfarbe zu erwischen - dafür kann man dann anschliessend fast ''in einem Rutsch'' das Detail ausschneiden...
- Um zu sehen, ob wirklich alle störenden Pixel entfernt werden temporär (schon vor dem arbeiten) eine Kontrollebene anlegen: Neue Rasterebene, mit Rot (Weiss/Schwarz/...) füllen. Hintergrundebene (Bild) wieder nach oben verschieben und auswählen (anklicken) und mit dem Löschwerkzeug arbeiten. Man sieht dann direkt sehr gut, welche Pixel entfernt sind (transparent = Hintergrundkontrollebene ''scheint'' durch!) und welche nicht. Anschliessend die Hilfsebene wieder löschen, klar...
- Das Hintergrundlöschwerkzeug kann nicht auf die Hintergrundebene angewendet werden, da diese nicht transparent gemacht werden kann. Wenn Sie es auf die Hintergrundebene anwenden, werden Sie aufgefordert, diese in eine normale Ebene umzuwandeln.
Quellen: "Using the Precision Background Eraser" von Kris Zaklika, Jasc Software, Inc., July 2003, PSP9-Hilfe, eigene Erfahrungen
29.04.2008 ↸