Graufilter
Einsatz
Ein
Graufilter verlängert die notwendige Belichtungszeit, oder ermöglicht den Einsatz einer größeren Blendenöffnung. Einsatzmöglichkeiten z.B.:
- Langzeitfotografie
- größere Blendenöffnung (Tiefenschärfe, optimale Blende) bei nicht veränderbaren Lichtverhältnissen (z.B. für Portraits)
- eliminieren von sich bewegenden Personen im Bild (z.B. bei Architekturaufnahmen)
- verwischte / surreale Strukturen (z.B. Bäche, Flüsse, Meer) schaffen
Stärke
Die Graufilterhersteller bezeichnen verschiedene Stärken auf den Verkaufspackungen (...) unterschiedlich. Einige Hersteller geben die Dichte an - Andere benennen die Filter nach dem Verlängerungsfaktor, oder dem "Verlust" an Blendenstufen. Beim Kauf also aufpassen und genau lesen! Die folgende Tabelle hilft beim Vergleichen:
Graufilterstärke
Dichte Durch- Faktor Blenden-
lässig- stufen
keit in
Prozent
-----------------------------------
ND 0,3 50 2x -1
ND 0,6 25 4x -2
ND 0,9 12,50 8x -3
ND 1,2 6,25 16x -4
ND 1,8 1,56 64x -6
ND 2,0 1 100x -6,66
ND 2,4 0,4 256x -8
ND 3,0 0,10 1000x -10
ND 4,0 0,012 10000x -13
ND 6,0 0,001 1000000x -20
ND = Neutrale (im Sinne von nicht farbverfälschend - zumindest unterhalb ca. ND1,8) Dichte / neutral density.
Die Dichte
berechnet sich aus dem
log des Verlängerungsfaktors, z.B. Verlängerungsfaktor 2 x länger = log(2) = ND 0,3
Für die
Langzeitfotografie setzt man i.d.R. Filter ab ca.
ND 1,8 aufwärts ein. Wenn das Thema stärker interessiert, sollte man sich evtl. mehrere Graufilter zulegen (und zur Not kann/muss man die auch mal gemeinsam verwenden, um variabler zu sein - es werden i.d.R. nicht alle o.a. Stärken angeboten...) - für den Anfang vielleicht einen
ND 0,6, einen
ND 1,8 und einen
ND 3,0. Die Blendenwerte=
Lichtwerte der einzelnen Filter kann man einfach addieren; nimmt man dagegen die Verlängerungsfaktoren, muss man natürlich multiplizieren!
Der
ND 1,8 reicht auf jeden Fall für ziemlich alle Arten von Flüssen, Wasserfällen etc.. Um dagegen z.B. am Meer die Wasseroberfläche "verschwimmen" zu lassen benötigt man i.d.R. so lange Zeiten, dass man tagsüber eher einen
ND 3,0 oder mehr (je nach Wellengang) benötigt; mit dem
ND 1,8 muss man sicher auf die Dämmerungszeiten ausweichen.
Benutzung
Wenn man stärkere Graufilter einfach so vor das Objektiv schraubt, passt zwar oft noch die Belichtungsmessung (zumindest solange sich Zeiten unterhalb etwa 30 Sekunden ergeben), aber der Autofokus (AF) ist zumeist funktionsunfähig. Größere Dichten sind nahezu undurchsichtig und wirken fast schwarz!
geringe Stärken:
- einfach vor dem Objektiv anbringen wie andere Filter auch - die Belichtungsautomatik sollte es richten
Trotzdem sollte man das auf jeden Fall
einmalig auf evtl. Abweichungen überprüfen:
- Kontrollaufnahme ohne Filter (Zeit/Blende kontrollieren)
- Kontrollaufnahme mit Filter (Zeit/Blende kontrollieren, die Zeiten/Blenden-Differenz im Vergleich zur ersten Aufnahme sollte möglichst exakt der Filterwirkung entsprechen. Tut sie das nicht, sollte man das näher überprüfen - und ggf. zukünftig für diese Kombination Kamera/Belichtungsmessart/Filter die Variante ''Belichtungsmessung ohne Filter'' verwenden!)
- Kontrollaufnahme mit Filter (Belichtungsmessung ohne Filter - manuell Korrekturwert einstellen)
Die ersten beiden Testaufnahmen geben einem schonmal ein Gefühl, ob die Belichtungsmessung wie erwartet reagiert. Vergleicht man alle drei Bilder später am Rechner, sollten keine grossen Helligkeitsabweichungen zu sehen sein - leichte Farbabweichungen können auftreten...
große Verlängerungsfaktoren:
- Messung und fokussieren ohne Graufilter (Manuell)
- Graufilter anbringen (Fokus/MF nicht mehr verändern)
- Manuell aufgrund der folgenden Tabelle die Belichtungszeit korrigieren
- empfehlenswert: Belichtungsreihe +/- eine halbe bis ganze Blende, evtl. Okularverschluss bei SLR, rauscharme Kamera
- zwingend: Stativ, Fern-/kabelauslöser, sekundengenauer Zeitmesser, falls Zeiten im bulb-Bereich zu messen sind
Belichtungszeitenkorrektur bei Nutzung eines Graufilters
Korrekturtabelle Graufilter
Zeiten ND 0,3 ND 0,6 ND 0,9 ND 1,2 ND 1,8 ND 2,0 ND 2,4 ND 3,0 Dichte
ohne -1 -2 -3 -4 -6 -6,66 -8 -10 Blenden
Filter 2 4 8 16 64 100 256 1000 Verlängerungsfaktor
----------------------------------------------------------------------------------------------
1/4000 1/2000 1/1000 1/500 1/250 1/60 1/40 1/15 1/4
1/2000 1/1000 1/500 1/250 1/125 1/30 1/20 1/8 1/2
1/1000 1/500 1/250 1/125 1/60 1/15 1/10 1/4 1
1/500 1/250 1/125 1/60 1/30 1/8 1/5 1/2 2
1/250 1/125 1/60 1/30 1/15 1/4 1/2 1 4
1/125 1/60 1/30 1/15 1/8 1/2 1 2 8
1/60 1/30 1/15 1/8 1/4 1 2 4 16
1/30 1/15 1/8 1/4 1/2 2 3 8 30
1/15 1/8 1/4 1/2 1 4 7 16 1m 4
1/8 1/4 1/2 1 2 8 13 30 2m 8
1/4 1/2 1 2 4 16 25 1m 4 4m 16
1/2 1 2 4 8 30 50 2m 8 8m 32
1 2 4 8 16 1m 4 1m 40 4m 16 17m
2 4 8 16 30 2m 8 3m 20 8m 32 32m
4 8 16 30 1m 4 4m 16 6m 40 17m 1h 4m
8 16 30 1m 4 2m 8 8m 32 13m 20 32m 2h 8m
16 30 1m 4 2m 8 4m 16 17m 27m 1h 4m 4h 16m
30 1m 2m 4m 8m 32m 50m 2h 8m 8h 32m
Die Tabelle liest man wie folgt:
- links die von der Kamera ermittelte Zeit ohne Graufilter ablesen
- in derselben Zeile dann rechts beim benutzten Graufilter (Dichte...) die einzustellende Zeit ablesen
Je nach Verlängerungsfaktor ist das natürlich auch durch Kopfrechnen (Verlängerungsfaktor Filter) oder durch "abzählen" der Blendenreihe (Blendenstufen Filter) ohne Tabelle zu ermitteln
Tipps und Grundlagen zur Langzeitbelichtung
08.07.2008 ↸